Im Mittelalter trug man nur „Naturfarben“ - Braun, Grau und Olivgrün

Es gibt die weitverbreitete Vorstellung, daß im Mittelalter alle Menschen nur Braune oder graue bestenfalls dunkelgrüne Kleidung getragen hätten, weil man diese Farben für typische „Naturfarben“ hält.

Das Gegenteil ist der Fall – noch heute gibt es Völker, die ihre Kleidung noch traditionell mit Naturfarben färben, wie sie es schon seit Jahrhunderten tun – Und all diese Trachten in Naturfarben sind leuchtend Bunt.

Die Natur liefert, auch in Europa, eine große Auswahl an leuchtenden Farbstoffen aus Pflanzen   Schon seit der Steinzeit verwendet man in Europa hauptsächlich für ein strahlendes Indigoblau Waid, für leuchtendes Rot Krapp und für ein Kräftiges Gelb die Färberdistel, im Mittelalter „Wau“ genannt.  Diese Pflanzen sind sehr häufig und farbige Stoffe wurden sehr billig und in großen Mengen produziert. Schon im 7. Jahrhundert spezialisierte sich zum Beispiel Südengland auf die Produktion von Wollstoffen und überschwemmte den gesamten europäischen Markt mit Billigtextilien, so wie wir es heute aus Südostasien kennen.

Auch die einfachen Stände, wie Bauern oder Handwerker bevorzugten leuchtende Farben.

Angehörige verschiedener Berufsgruppen bei der Arbeit

Ein kurzer Blick auf die mittelalterlichen Originale zeigt eine reiche Auswahl an verschiedenfarbigsten Gewändern - nur eines sieht man nicht: Die aus Hollywoodfilmen so bekannten "Naturfarben".

Erst mit Martin Luther und der Reformation wurden auch gedeckte Farben modern, hauptsächlich wohl um Bescheidenheit zu signalisieren und sich schon äußerlich von den "sündigen" Katholiken zu unterscheiden.